Schinz, 1. Geschichte der Familie Schinz in Ostpreußen

Geburtsname Schinz, 1. Geschichte der Familie Schinz in Ostpreußen
Geschlecht unbekannt

Erzählend

Geschichte der Familien Schinz

Ostpreußische Linie

nach Unterlagen von Hans Schinz, <350 Jahre Familie Schinz>

Ursprünglich stammen die <Schinz> mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus der Schweiz. Der Name erscheint erstmalig in einer Urkunde des Freiherrn Berchtold von Eschenbach, Herrn zu Schnabelburg von 30.09.1284 und zwar als <Ulricus Schinzo>. Er war als Diener des genannten Freiherrn beschäftigt. Diese servientes oder servi standen auf der untersten Stufe des ritterlichen Lehenrechtes, sie hatten Lehen von Freiherren oder Ministeralien, besaßen keine Burgen auf ihren Lehensgütern und erwarben auch nicht den Rittertitel. Am 28.08.1293 wird in einer Urkunde erwähnt, dass <Ulricus Schinzo> Besitzungen zu Heisch (Hausen/Albis) von den Rittern von Heidegg nach dem Lehenrecht als "Mannlehnen" gehabt hat (aus Schweizer Geschlechterbuch 1910, 3.Jahrgang, Basel).

Während des 30jährigen Krieges genoss die Schweiz durch ihre strikte Neutralität innerhalb des Landes eine gewisse Ruhe. Aber innerhalb der Schweiz bildete sich während dieses Zeitraumes in den Städtekantonen ein starkes aristokratisches Regiment aus. Die Bürger der Hauptstadt schlossen die Landleute von allen politischen Rechten aus. In Bern, Luzern, Freiburg und Solothurn bildeten sich wieder innerhalb der regierenden Stadtbürgerschaften die Patriziate. Einer Anzahl Familien gelang es, den Besitz der höheren Staatsämter an sich zu reißen. Die Unterdrückung des Landvolkes durch die Städte hatte 1653 einen Aufstand der Bauern Luzerns, Berns, Solothurns und Basel zur Folge.

Dazu brach noch ein neuer Religionskrieg (Villmerger-Krieg) aus, der mit der Niederlage des reformierten Berner Heeres am 23.01.1656 endete.

Diese Unruhen haben viele Schweizer veranlasst, ihre Heimat zu verlassen. Auch aus wirtschaftlichen Gründen sahen die Auswanderer nun ihre Chancen gegeben, sich neue Existenzen in durch den 30jährigen Krieg verwüsteten Gebieten zu gründen. Auch für die Reformierten bot sich eine größere Freiheit zur Religionsausübung an.

Der Weg der Auswanderer führte über das Elsass nach Hochstadt bei Hanau. In den bisher gefundenen Kirchenbüchern taucht der Einwanderer <Jacob Conrad Schinz>, von Beruf Ziegler, und seiner Ehefrau Elisabeth auf. Die Taufe ihres Sohnes <Jacob Schinz> wurde im Dezember 1656 in Hochstadt registriert. In Hochstadt muss er also mindestens seit 1656 ansässig gewesen sein. 1666 wurde er Presbyter (Kirchenvorsteher), denn dieses deckt sich mit der Geburt seines Sohnes <Jacob Schinz>, getauft im Dezember 1656, da man in der Regel erst nach 10jähriger Ansässigkeit Presbyter werden konnte. Er heiratete am 7.1.1686 in Hochstadt die in Ostheim geborene Anna Dorothea Jost.

Die Söhne Nikolaus , Michael und Peter d. Kl. sind die Begründer der 3 Westdeutschen Linien. Johann Peter d.Gr., getauft 1691, ist der Begründer der Ostpreußischen Linie. Sein Vater Jacob verstarb 1786 in Ostheim.

Johann Peter Schinz (d.Gr.) heiratete 1718 Anna Catharina Förder. Als er sich zur Auswanderung nach Ostpreußen entschloß, hatte er bereits die Söhne Valentin und Christian.

Ein religiöser Zwang auswandern zu müssen lag nicht vor, es waren überwiegend wirtschaftliche Gründe nach Preußen zu gehen. In den meisten Fällen ging der Entschluss auf die intensive Werbetätigkeit landfremder Werber zurück. Frankfurt war damals der Hauptausgangspunkt für Werbetätigkeiten. Seit ca. 1722 warben auf Befehl Kaiser Karl VI. kaiserlich-österreichische Gesandte für Auswanderer nach Ungarn. Großbritannien suchte für seine Kolonien Virginia, New York, Neu-England und Pensylvanien Einwanderer. Frankreich warb für Auswanderer nach Kanada und Louisiana und Preußen warb unter König Friedrich Wilhelm I. für die Neuansiedlung ins Königreich Preussen und die Litauischen Besitzungen. Eines der Hauptgründe war "die grosse Pest", die in den Jahren 1709 bis 1711 in Ostpreussen herrschte. Viele Orte starben fast vollständig aus. Ab 1712 bis 1736 fand dann die Ansiedlung von Hugenotten , Schweizern, Nassauern, Salzburgern, Pfälzern und vielen anderen statt.

Über den Auswanderer Johann Peter Schinz ist folgendes bekannt:

Die Anwerbung der Neusiedler nach Preußsch-Lithauen erfolgte durch den preußischen Residenten Philip Reinhard Hecht. Er war von 1717-1720 in Frankfurt und fertigte noch 1732 die Auswanderer aus dem Amt Bergen nach "Lithauen" ab. Unter diesen befand sich Peter Schinz. In einer Amtsrechnung von Windecken steht zu lesen: "Peter Schieß aus Ostheim ist in Littauen gezogen". Er verkaufte sein Vermögen für 50 Gulden.

Peter Schinz gehörte zu der Gruppe von Hanauern, die 1724 wahrscheinlich in einem Sammeltransport über Halberstadt und Berlin nach Preussisch-Lithauen kamen. Mit ihm zogen auch Verwandte seiner Ehefrau.

Nach den Amtsrechnungen von Windecken und den Preussischen Kolonisten-Tabellen der Jahre 1724-1726 wurden diese Neusiedler-Familien in benachbarte Dörfer des Amtes Maygunischken und im Dorf Schillupönen, Amt Göritten, angesetzt.

1734 wird in den Prästationstabellen von Maygunischken und Buylien erstmals der Wohnsitz des Peter Schinz genannt. In diesem Jahr bewirtschaftete Peter Schinz und der erst 1726 nach Ostpreussen gekommene Conrad Seip in Wilcken zusammen 1 Hufe 25 Morgen und 70 Ruthen. Sie sind dort Nachfolger des Miteinwanderers Peter Förder, der 1724 als Neubauer in Schillupönen Amt Göritten angesetzt und ab 1728 in Wilcken Amt Maygunischken/Buylien ansässig war.Während Conrad Seip Amtsbauer in Wilcken bleibt (27 Morgen 235 Ruthen), wird Peter Schinz bereits 1735 Amtsbauer in Meschkeningken Amt Buylien. In Meschkeningken wurde auch das letzte Kind des Peter Schinz und seiner Frau Anna Catharina geb. Förder namens Joh. Wilhelm am 6.10.1735 geboren und am 9.10.1735 getauft, gemäss dem Taufregister der reformierten Kirche zu Gumbinnen. Gestorben ist Peter Schinz am 27.7.1755 auf dem Gut seines Sohnes Christian, der zu dieser Zeit nach der Schweizer Liste von 1751 Koloniebauer in Klein Wersmeningken, Amt Gaudischkehmen war (1 Hufe,1 Morgen und 225 Ruthen). In dieser Akte steht Christian Schinz an erster Stelle vermerkt. Er ist wohl auch der bedeutendste Sohn des Einwanderers Joh. Peter Schinz und seiner Ehefrau Catharina. Gesamt waren es 6 Kinder, wobei die beiden noch in Ostheim geborenen Valentin (29.10.1719) und Christian (7.5.1722) bis auf den heutigen Tag Nachkommen haben. Von den in Ostpreussen geborenen 4 Kinder sind keine Nachkommen vorhanden.

1719 Valentin Schinz geborenen: Mit 4½ Jahren machte er den beschwerlichen Weg nach Ostpreussen mit. Später wurde er Bauer in Judtschen, etwa ab 1760 Krüger und Bauer in Purwienen (Kirche Ischdaggen) und zuletzt 1768 Cöllmer, das heisst, er war freier Grundbesitzer in Gaudischkehmen. Alle Orte liegen im Kreis Gumbinnen. In seine Zeit fällt der 1.Schlesische Krieg (1740-42), dann der 2.Schlesische Krieg (1744-45) und der 7jährige Krieg (1756-63) unter Friedrich der Grossen.
Valentin und seine Nachkommen hielten treu zur reformierten Kirche. Von seinem Urenkel Johann (geboren 2.5.1814), der mit einer Louise geb. Py (14.9.1808) verheiratet und in Judtschen Koloniebauer war, ist eine Familienüberlieferung bekannt, die von Rektor Fritz Schinz aus Husum (geboren 1.9.1895) im folgenden wieder gegeben wurde:

König Friedrich Wilhelm der IV. von Preussen (1840-1861) war bemüht, die Lutherische und Kalvinistische (reformierte) Lehre zur unierten Kirche zu vereinen. Als damals in Judtschen der reformierte Prediger starb, wurde ein lutherischer Pfarrer dorthin geschickt. Nach alter Tradition ging die Familie Schinz am Gründonnerstag zum Abendmahl. Am Altar brannten Kerzen, wie es bei der reformierten Lehre nicht üblich ist. Johann Schinz und sein Schwager Py ließen die Abendmahlfeier ablaufen, schritten dann zu den Altarkerzen und löschten sie. Erst dann gingen sie mit ihren Familien zur Abendmahlsfeier. Sie wurden wegen Störung des Gottesdienstes von mehreren Instanzen des Gerichts bestraft. Sie gaben aber den Kampf für die Reinheit der reformierten Lehre nicht auf und erzwangen eine Audienz beim König.

Sinngemäß sollen sie gesprochen haben: Herr König, unsere Vorfahren haben ihre Heimat wegen ihres Glaubens verlassen. Der Herrgott hat uns durch Ihren Vorfahren, dem König Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) eine neue Heimat gegeben. Nun wollen Sie uns unseren Glauben nehmen. Der König hob die Urteile auf.

Zu dieser Geschichte ist anzumerken, dass die Auswanderung aus der Schweiz nicht immer wegen des Glaubens statt fand. Einer der bedeutendsten Familienforscher, Otto Hitzigrath, schrieb: Die Gründe der Schweizer-Auswanderung waren in der Hauptsache wirtschaftlicher Art. Der Archivar Frey (Glarus) berichtet, dass besonders im Jahr 1712 das Land durch Teuerung, Arbeitslosigkeit und schweren Krankheiten heimgesucht wurde. Der Landeshauptmann und Landschreiber des Sarganser Landes bemerkte in dem Pass, den er seinen Amtsangehörigen beim Fortzug nach Preussen mitgab, dass die Leute "aus keiner anderen Ursachen diese Reys antretten, als dass sie mit geringen zeitlichen mittlen versehen und ihre nohtwendige aufenthaltung in ihrem Vatterland kaumerlich mehr aufbringen können" (Quelle Hitzigrath, Rheinschreiber, Seite 65/67).

Mit freundlicher Genehmigung der Webseite www.schaschke.de/genealogie_geschichte.htm entnommen.

 

 

Ahnentafel

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